Blausteiner Handballer sammeln Geld
Im Etat des Viertligisten klafft ein großes Loch. Die Abteilungsleitung geht offen damit um und bittet auf einer Crowdfunding-Plattform um Spenden.
Von Stephan Schöttl
Wenn es um Finanzielles geht, womöglich auch noch um leere Kassen und Probleme, die daraus resultieren, halten sich viele lieber bedeckt. Da spricht man nicht gerne drüber, schämt sich vielleicht sogar ein bisschen. „Aber das ist der falsche Weg“, sagt Achim Behr. Er ist Abteilungsleiter der Handballer des TSV Blaustein. Die Sparte bekennt sich öffentlich dazu, dass sie in Schwierigkeiten steckt und im Etat eine große Lücke klafft. Im Internet haben die Blausteiner eine Spendenkampagne gestartet und bitten um Unterstützung. Behr: „Am Anfang gab es natürlich auch bei uns ein paar Skeptiker. Aber es geht darum, das Problem zu lösen. Schwäche zuzugeben, ist ein Zeichen der Stärke.“
Die Aktion läuft über „Gofundme“, nach eigenen Angaben die größte soziale Crowdfunding- Plattform der Welt. Ein Spendenziel von 20.000 Euro haben sich die Handballer vorgenommen. Damit wäre das finanzielle Loch aber noch nicht ganz gestopft. Detaillierte Zahlen hat Behr zwar in der Abteilungsversammlung vorgelegt, will sich dazu aber nicht näher äußern. Bis Freitag waren bei der Sammelaktion im Netz knapp 1 800 Euro zusammengekommen. Die Gründe für die Probleme sind vielfältig. Der Spartenchef erklärt: „Die Krisen der vergangenen Jahre und deren Folgen machen uns finanziell schwer zu schaffen.“ Die Zuschauerzahlen bei der ersten Mannschaft, die derzeit in der Abstiegsrunde der Baden-Württemberg Oberliga (BWOL) spielt, seien zurückgegangen. Der Schnitt lag mal bei knapp 500 Fans, zwischenzeitlich kamen nur noch 150 bis 200. Andererseits belasten den Verein gestiegene Kosten für Schiedsrichter, Teambekleidung und Busfahrten zu Auswärtsspielen. Am Samstag etwa tritt der TSV Blaustein in Schutterwald an. 250 Kilometer einfache Fahrtstrecke sind das. Dazu kommt, dass der eine oder andere Sponsor abgesprungen ist, als die sportlichen Planungen für Saison bereits abgeschlossen waren. „Damit hatten wir plötzlich einen Kader, der nicht mehr zu Etat gepasst hat“, sagt Behr.
Für die Handballer des TSV Blaustein ist es in den vergangenen Jahren schnell und permanent nach oben gegangen – von der Bezirksliga bis in die 3. Liga. Das brachte freilich immer neue, immer größere Herausforderungen mit sich. Man war in einer Spielklasse an der Schwelle zum Profisport mitunter auch den Zwängen und Vorgaben des Deutschen Handballbunds ausgesetzt. In der BWOL sieht sich der Verein gut aufgehoben. Behr: „Natürlich wollen wir die Klasse halten. Die Zeichen stehen auf Besserung. Der eingeschlagene Weg mit einer tollen Jugendarbeit fruchtet.“ Das müsse die künftige Marschroute sein. Mit einem starken und breit aufgestellten Nachwuchs als Gerüst. Am Kader für die neue Saison wird bereits gebastelt. „Wir können nur das machen, was wir uns leisten können“, sagt Behr. Eines wurde bereits erreicht: Es gibt viele gute Ideen, wie man an das fehlende Geld kommen könnte – von der Jugend bis zur AH. Die Sparte, meint der Abteilungsleiter, sei dadurch wieder enger zusammengerückt.