Der TSV Blaustein 1899 kassierte am Samstagabend vor ausverkauftem Haus eine schmerzhafte 30:31-Niederlage gegen den HV Rot-Weiß Laupheim. Der Derbygegner aus Oberschwaben lag in der Schlussviertelstunde dank einer fantastischen Leistung sogar mit vier Toren in Front, ehe die wacker kämpfenden Hausherren zum verzweifelten Endspurt ansetzten. Dieser war allerdings – wie in der Vorwoche in Donzdorf – nicht von Erfolg gekrönt, erneut musste man eine äußerst knappe Pleite einstecken.
Beidhänder Dennis Hartmann sorgte nach 27 Sekunden mit links per präzisem Aufsetzer ins „lange Eck“ für das erste Tor der umkämpften Begegnung. Der erste Blausteiner Angriff wurde gegen die in einer 5:1-Variante deckende Gästeabwehr geduldig zu Ende gespielt, sodass Steffen Spiß aus dem Rückraum zum 1:1 einnetzen konnte. Dank einer Schrittfehlers von HRW-Spielmacher Tim Rodloff wurde sofort der nächsten Angriff der Gastgeber eingeleitet und erneut von Spiß mit einem Rückraumkracher ins Kreuzeck vollendet. Dem wollte Rodloff in nichts nachstehen und beantwortete es mit einem wuchtigen Hüftwurf von Halbrechts, welcher unhaltbar für TSV-Stammtorhüter Adi Konkel im Winkel einschlug. Tobias Meiners frei vom Kreis und der gut aufgelegte Hartmann per Durchbruch zwischen „1 und 2“ zeigten sich für die nächsten beiden Treffer der Partie verantwortlich, ehe der über die volle Distanz spielende Christoph Spiß zunächst von Rechtsaußen und anschließend per Kempatrick nach herrlichem Gegenstoßpass von Konkel ein vielversprechendes 5:3 herauswarf (6. min). Nach der ersten Zeitstrafe für Spielertrainer Jan Behr gelang es dem in Bestbesetzung angetretenen Laupheim, durch Robin Pohl und Hartmann auszugleichen. In Unterzahl entwischte nun Niklas Kiechle nach einem Freiwurf und warf seine Farben wieder in Front, erfolgreich verwandelte Strafwürfe von Daniel Amann und Patrick Rapp bedeuteten das 7:6 (11. min). Diese Führung sollte jedoch für mehr als eine Viertelstunde die letzte für die Mannschaft von Trainergespann Graf/Behr gewesen sein, die Rot-Weißen aus Oberschwaben zeigten nämlich, dass sie nicht nur gewillt waren, dem Spitzenreiter Paroli zu bieten, sondern gar beide Zähler im Tollhaus Lixsporthalle zu ergattern. Unglücklich, dass Kiechle zunächst ein Offensivfoul und Sekunden später nach einer eines Springbock würdigen Einlage von Hartmann die Zeitstrafe kassierte, die folgende Unterzahl nutzten die Senciuc-Schützlinge geschickt: Routinier Mihut Pancu traf per Aufsetzer, Amann mit dem zweiten Strafwurf. Diesen hatte er selbst herausgeholt, die Videoaufzeichnung bestätigte die Abkürzung des Verteidigers durch den Kreis. Im Anschluss gelang TSV-Spielführer Meiners aus eben dieser Zone – aber quer in der Luft liegend – ein feines Luftdreher vorbei am verdutzten HRW-Torwart Daniel Krämer. Nach einer tollen Parade von Konkel trat Blausteins Kapitän wohl versehentlich auf den Fuß seines Gegenspielers, sodass er mit einer Sprunggelenksverletzung gestützt vom Feld begleitet werden musste. Laupheim hatte den Ball, die Aktion war von den Unparteiischen als Stürmerfoul ausgelegt worden.
Pechvogel Tobias Meiners (Nr. 18) verletzte sich in der ersten Halbzeit unglücklich am Sprunggelenk, sein Einsatz ist im letzten
Saisonspiel fraglich. Foto © by http://www.makecom.de
Das Spiel wurde vor dem mittlerweile geschlossen stehenden Tribüne zäher, nach fünf torlosen Spielminuten traf Amann mit einem sehenswerten Drehwurf. Erneut dauerte es drei Zeigerumdrehungen, ehe Alex Henze einen erweiterten Gegenstoß zum 9:10-Anschlusstreffer nutzte. Jannik Staiger schloss einen weiteren Konter zum 11:11-Ausgleich ab, die folgenden beide Treffer gingen auf das Konto zweier ehemaliger Söflinger Spieler. Constantin Striebel erzielte in der 27. min seines ersten Treffer, ebenso Behr auf Seiten der Gastgeber. In doppelter Überzahl war es wieder Blausteins Jüngster, der nun vorlegen konnte, HRW-Kapitän Striebel düpierte im Zusammenspiel mit Hartmann die schlafmützige Deckung des Tabellenführers mit einem doppelten Kempatrick und sorgte für den Einstand zum Pausenpfiff.
HRW-Kapitän Constantin Striebel (Nr. 7) führte sein Team - unter anderem mit elf Toren - in der ausverkauften "LIx-Arena" zum Sieg.
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So intensiv beide Kontrahenten die erste Hälfte gestaltet hatten, der zweiten Spielabschnitt sollte es noch toppen und die „Lix-Arena“ endgültig zum Kochen zu bringen. Nach der letztmaligen Blausteiner Führung durch den lauffreudigen Kiechle (14:13, 31. min) drehte Striebel mit einem Doppelschlag die Begegnung. In den Folgeminuten war es die Mannschaft von der Rottum, die das Zepter in der Hand hielt und immer wieder in Person ihrer gefährlichsten Angreifer – Striebel und Hartmann – vorlegen konnte. Nach Staigers schönem Tor per Innenpfosten aus spitzem Winkel gelang Jakob Werner gegen seinen Ex-Verein vom Kreis der letztmalige Ausgleichstreffer für den TSV (20:20, 42. min). Es bot sich nun sogar die Chance zur Führung, nachdem Striebel von der Strafwurflinie die Harzkugel sowohl über den eingewechselten Yannik Ruhland, als auch über das Gehäuse drosch. Trotz Unterzahl wurde Staiger klug freigespielt, der Jungspund setzte seinen Trickwurf jedoch ebenfalls über das Tor. Nachdem erneut Striebel – wer auch sonst – die neuerliche Laupheimer Führung besorgte, wollte es Staiger mit dem Frust von drei vergebenen „Freien“ im zweiten Spielabschnitt wissen und zog energisch zur Mitte, genau zwischen Niederbacher und Pohl. Als Blaustein „Nr. 24“ fast durch die Lücke gezogen war, hielt es Sergiu Zvanciuc für notwendig, seine Schulter als direktes Hindernis für Staigers Kopf zu platzieren – infolgedessen musste der 19-Jährige nach längerer Behandlung auf dem Feld und in der Kabine mit dem Krankenwagen abtransportiert werden. Das verschmitzte Lächeln des ein oder anderen in Grün Gekleideten wird wohl Spuren im Gedächtnis seiner Kameraden hinterlassen haben.
Blausteins Jüngsten (Jannik Staiger, liegend) erwischte es hart, er beendete den Samstagabend im Krankenhaus.
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Die hart, aber meistens fair geführte Begegnung wurde fortgesetzt, Amanns Drehwurf aus dem „Nullwinkel“ und Striebels Unterzahltreffer vom Kreis bedeuteten den ersten 3-Tore-Rückstand (48. min). Bitter, dass Konkels 7m-Parade gegen Amann direkt in gegnerischen Händen landete, so konnte Zvanciuc mit einem Schlagwurf geschickt den Blausteiner Torwart-Hünen verladen – überhaupt bekamen die Schlussmänner auf beiden Seiten an diesem Tag wenig zu fassen, Fehlwürfe landete meist neben dem Kasten.
Beide Coaches baten kurz nacheinander zur Verschnaufpause und gaben ihren Mannen die letzten Anweisungen für eine turbulente Schlussphase. Zunächst sah HRW-Abwehrspezialist Christoph Wiech direkt Rot (52. min), der auf die „Platte“ zurückgekehrte Distanzschütze Steffen Spiß nutzte die Überzahl zu einem seiner Lieblingswürfe. Doch Laupheim setzte seiner Glanzleistung durch einen erneuten Striebel-Doppelschlag die Krone auf, beim Stand von 24:28 und einer Zeitstrafe gegen Alex Henze schien die nächste Niederlage fünf Minuten vor dem Ende bereits besiegelt. 90 Sekunden später schlich sich Christoph Spiß in den Rücken der aufgerückten HRW-Deckung und hielt mit dem 27:30 die nahezu utopische Hoffnung auf einen Punktgewinn am Leben. Als Ruhland bei angezeigtem Zeitspiel mit einem tollen Reflex ein Rodloff-Geschoss unschädlich machte, bat Gabriel Senciuc letztmalig zur Auszeit. In den folgenden zweieinhalb Spielminuten überschlugen sich die Ereignisse. Zunächst erzielte Hartmann mit seinem sechsten Treffer das 31. und später entscheidende Tor für seine Farben, ehe der „kleine Spiß“ Sekunden später keine Nerven zeigte und traumwandlerisch sicher per Heber vollstreckte . Blaustein blies zur letzten Attacke, ein Ballgewinn der nun mit offener Manndeckung agierenden Gastgeber nutzte Kiechle auf der Gegenseite zum 29:31, 21 Sekunden später gelang dem TSV-Spielmacher mit den letzten Kräften erneut per Gegenstoß der vielumjubelten Anschluss. Doch die Zeit sollte nicht für einen letzten Angriff auf einen wichtigen Punkt reichen, ein vermeintlicher Ballgewinn an der Seitenauslinie wurde strittig als Foulspiel geahndet. Der HRW ließ geschickt die verbliebene Zeit ablaufen und feierte anschließend ausgelassen die verdienten Derby-Punkte gegen den enttäuschten Ligaprimus.
Auch seine Top-Wurfquote bewahrte den TSV nicht vor der zweiten Derby-Niederlage gegen den HRW in dieser Saison: Blausteins
Christoph Spiß (Nr. 10). Foto © by http://www.makecom.de
Viel Zeit zum Ärgern bleibt an der Blau nicht, denn nächsten Samstag empfängt man zur selben Uhrzeit den Tabellenneunten TV Steinheim/A. zum letzten Saisonspiel in der Lixsporthalle. Teammanager Ingo Behr sagte später in der Kabine treffend: „So dumm es im jetzigen Moment klingt, aber es geht immer weiter...“.
Ein großes Lob muss die Mannschaft seinem hervorragenden Publikum aussprechen, dass den 100 mitgereisten Laupheimer Schlachtenbummlern in den entscheidenden Momenten an Lautstärke in nichts nachstand und sein Team bis zum Ende bedingungslos unterstützt hat. Dies hat wieder einen Blausteiner Grundsatz bestätigt: WIR gehören zusammen!
TSV Blaustein 1899: A. Konkel, Y. Ruhland; P. Rapp (6/2), N. Kiechle (5), C. Spiß (5), S. Spiß (4), J. Behr (3), A. Henze (2), T. Meiners (2), J. Staiger (2), J. Werner (1), M. Hellmann, K. Rosenkranz.
HV Rot-Weiß Laupheim: D. Krämer, S. Stührmann; C. Striebel (11/2), D. Hartmann (6), D. Amann (5/3), T. Rodloff (3), M. Pancu (2), S. Zvanciuc (2), S. Krais (1), R. Pohl (1), Y. Braun, Y. Niederbacher, S. Schröder, C. Wiech.
Strafwürfe TSV: 2/2
HRW: 5/8 (Konkel pariert 2x gegen Amann, Striebel wirft über das Tor)
Zeitstrafen TSV: 6 (Henze 3x, Behr 2x, Kiechle)
HRW: 8 (Wiech 2x, Amann, Braun, Niederbacher, Pancu, Pohl, Rodloff)
Disqualifikationen TSV: Henze (60. min nach dritter Zeitstrafe)
HRW: Wiech (53. min, direkt)
Spielverlauf (Steno): 5:3, 6:6, 8:8, 8:9, 11:11, 13:13, 15:16, 18:20, 21:22, 23:26, 24:28, 30:31.
Schiedsrichter: S. Czommer/A. Marin (beide TSB Schwäbisch Gmünd)
Hier geht es zum Spielbericht unserer Gäste vom HV Rot-Weiß Laupheim...http://hrw-laupheim.de/2016/04/17/hrw-verdirbt-blausteiner-meisterfeier/