Das letzte Auswärtsspiel der Württembergliga Süd-Saison 2015/2016 führte zu einem herben Dämpfer für die Handballer des TSV Blaustein 1899. Am vergangenen Samstag musste die Mannschaft von Tim Graf/Jan Behr nach dem 30:30-Remis im Hinspiel sogar beide Zähler der kampfstarken HSG Winzingen-Wißgoldingen überlassen. Durch die erste Auswärtsniederlage des Ligaprimus in der Rückrunde sind die Teams an der Spitze wieder eng zusammengerückt - es bleibt wie erwartet spannend bis zum Schluss.
Der Beginn verlief für die hoch motiviert aus der Kabine kommenden TSVler gegen die vor der Partie auf Rang 11 angesiedelten Hausherren zunächst nach Plan. Der aufmerksamen Abwehr gelangen gleich mehrere Ballgewinne und auch Torhüter Adi Konkel war sofort auf Betriebstemperatur. Steffen Spiß sorgte auf der Gegenseite für das 1:0, Patrick Rapp per Strafwurf, der enteilte Jannik Staiger sowie erneut Rapp legten schnell nach. Auch die erste Zeitstrafe für ein angebliches Schieben nach dem Pfiff nach zuvor kassierter Verwarnung gegen Spielertrainer Jan Behr brachte Blaustein nicht aus dem Konzept und als Kapitän Tobias Meiners einen Gegenstoß mit einer Energieleistung selbst zum 5:1 (6. min) abschloss, zeigte sich der zahlreich erschienene Blausteiner Anhang lautstark entzückt. Fortan steigerten sich die Gastgeber in ihren Angriffshandlungen und konnten durch konsequentes Weiterspielen ihrerseits für einen 3:0-Lauf sorgen. Der TSV blieb so fast fünf Spielminuten ohne eigenen Treffer, erst Rapp und Meiners sorgten für Entlastung. In der Folgezeit bekamen die Handballbegeisterten in der gut gefüllten Lautertalhalle ein Spiel auf Augenhöhe geboten: Die HSG fand immer wieder den freien Mann und konnte so beim 10:9 durch Fabian Schneider in der 19. Spielminute erstmals den Anschluss erzielen. Unglücklicherweise musste TSV-Spielmacher Niklas Kiechle, der zur Mitte der ersten Hälfte auf die „Platte“ kam, schnell zwei überharte Zeitstrafen verdauen. Beide Male signalisierten die jeweiligen Gegenspieler nachträglich, dass sie nicht im Gesicht getroffen worden waren. Ein Doppelschlag von Andreas Pfeilmeier bedeutete den 13:13-Ausgleich (23. min), spätestens jetzt war auch dem letzten Blausteiner klar, dass diese „harte Nuss“ nur mit einer Topleistung zu knacken war. Christoph Spiß, Alex Henze und Jan Behr mit seinem dritten Treffer in Halbzeit eins legten nun jeweils vor, HSG-Spielführer Florian Bühler und zweimal der Ex-Gerhausener Philipp Köller mit gezielten Rückraumwürfen ins „lange Eck“ glichen postwendend aus. Nach einem herrlichen Tor von Tobias Meiners - der Kreisläufer fischte ein Anspiel hoch über den Verteidigern aus der Luft und verwandelte sicher – bat das Schiedsrichtergespann König/Leykauf zum Pausentee.
Auch drei Treffer des pfeilschnellen Christoph Spiß (Nr. 10) reichten nicht zum heiß ersehnten Auswärtssieg in Donzdorf.
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Tim Graf stimmte seine Mannschaft auf einen heißen Tanz in Durchgang zwei ein und sollte hierbei Recht behalten. HSG-Spielmacher Jan Spindler erzielte den ersten Treffer nach der Pause zum 17:17-Ausgleich und zwei Zeigerumdrehungen später gelang Christian Schmid die erste Führung für seine Farben. Die kompakte 6:0-Abwehrformation stellte den Spitzenreiter zunehmend vor Probleme, jedes Tor aus dem Stellungsspiel heraus musste knallhart erarbeitet werden. Den Hausherren fiel dies leichter: Die nächsten fünf Tore gingen allesamt auf das Konto ihrer an diesem Tage stärksten Offensivspieler und Toptorschützen Spindler (10/2) und Bühler (8), hieraus resultierte ein 21:24-Rückstand für die zunehmend unter Druck geratenden Mannen von der Blau. Wichtig war, dass Meiners sich in der 43. Minute am Kreis durchsetzen konnte. Nach zwei torlosen Spielminuten und einer Zeitstrafe gegen sein Team bat HSG-Trainer Marc Neher zur Auszeit. Trotz Unterzahl gelang Köller mit einem verdeckten Rückraumwurf das 22:25 aus Blausteiner Sicht, überhaupt schaffte es der TSV weiterhin nicht, die Lücken in der Defensive zu schließen. Erschwerend kam hinzu, dass weder Konkel, noch Yannik Ruhland zwischen den Pfosten viele Bälle parieren konnten. Doch Blaustein gab keineswegs auf: Rapp behielt zweimal von der 7m-Linie die Nerven, 24:26. Nachdem Köller erneut unglücklich durch die Abwehrarme traf, stellten Behr und Jakob Werner frei vom Kreis den 26:27-Anschluss her (53. min). Doch die Handballspielgemeinschaft aus dem Lautertal schlug in Person des überragenden Spindler doppelt zurück, sodass die Begegnung beim 26:29 fünf Minuten vor Abpiff für den bissigen Aufsteiger entschieden schien. Graf zog die grüne Karte und gab seinen Schützlingen nochmals das klare Ziel mit auf den Weg, zumindest einen wichtigen Punkt zu holen. Dies versuchten die TSV-Handballer durch eine in der Schlussphase deutlich verbesserte Deckung zu verwirklichen. Aus dieser heraus konnte Christoph Spiß, der für den an diesem Tag vom Wurfpech verfolgten Markus Hellmann zurück ins Spiel gekommen war, in Überzahl das 27:29 erzielen, Niklas Kiechle setzte per Tempogegenstoß noch einen drauf. Die Halle stand, spätestens als Torjäger Steffen Spiß aus dem Rückraum 46 Sekunden vor Schluss den viel umjubelten 29:29-Ausgleich besorgte. Das Spiel stand auf Messers Schneide, Winzingen-Wißgoldingen nahm nochmals eine Auszeit. Kurz vor Zeitspiel warf sich Bühler nach wohl erneut mehr als erlaubten Schritten quer in den Blausteiner Innenblock, der stehende Behr wurde als Sünder herausgepickt und auf die Bank verwiesen. In Unterzahl ließen die verbliebenen TSVler zwar keinen Durchbruch im Zentrum mehr zu, mussten aber dennoch drei Sekunden vor dem Ende das bittere letzte Gegentor hinnehmen: Spindler war es von der rechten Außenposition vorbehalten, mit seinem zehnten Treffer die Feierlichkeiten samt Freibier für seine Farben einzuläuten.
Während selbst das Heimpublikum die während einer zumeist fairen und ausgeglichenen Partie auf beiden Seiten fahrig wirkenden Unparteiischen mit einem Pfeifkonzert verabschiedete, saßen die in Blau spielenden Gäste kurz konsterniert auf dem Feld. Anschließend wurde den vielen Blausteiner Fans für ihren tollen Support Applaus gespendet, diesen hatten sie sich redlich verdient.
Einig war man sich später auf der Heimfahrt, dass der verdiente Sieg des vermeintlichen Underdogs vor allem durch die über fast dreiviertel der Spielzeit zu schwache Abwehrarbeit im Verbund zu Stande kam. So gibt es laut Coach Graf „keinen Grund, die Köpfe hängen zu lassen – vielmehr gilt es in der kommenden Trainingswoche den besagten Defensivverbund zu stärken und sich die notwendige Härte für das vorletzte Heimspiel zu holen“. In diesem empfangen WIR niemand anderen als den HV Rot-Weiß Laupheim, der sich in dieser Spielzeit für die höchste Blausteiner Niederlage verantwortlich zeigte (32:35).
Eins ist schon jetzt gewiss, die Luft in der Lixsporthalle wird brennen. Lichterloh.
HSG Winzingen-WIßgoldingen: M. Nagel, M. Wirtl; J. Spindler (10/2), F. Bühler (8), P. Köller (4), A. Pfeilmeier (3), M. Hommel (1), S. Mader (1), F. Schneider (1), M. Dangelmaier (1/1), C. Corces, M. Jentsch.
TSV Blaustein 1899: A. Konkel, Y. Ruhland; J. Behr (5), S. Spiß (5), P. Rapp (5/3), T. Meiners (4), N. Kiechle (3), C. Spiß (3), J. Staiger (2), A. Henze (1), J. Werner (1), M. Hellmann, K. Rosenkranz.
Strafwürfe HSG: 3/3
TSV: 3/3
Zeitstrafen HSG: 5 (S. Mader 2x, C. Corces, F. Schneider, J. Spindler)
TSV: 4 (J. Behr 2x, N. Kiechle 2x)
Spielverlauf (Steno) aus Blausteiner Sicht: 5:1, 6:4, 9:6, 12:10, 14:14, 17:16, 20:22, 22:24, 22:25, 26:27, 27:29, 29:30.
Schiedsrichter: K.-P. König (TV 1895 Flein), T. Leykauf (TSV Biberach)
Genesungswünsche senden WIR noch an Max Dangelmaier, der sich in der ersten Spielhälfte leider unglücklich am Sprunggelenk verletzt hat!!